Definition der Dimension Gestalt

„Ein Raumeindruck entsteht auch bezogen auf den ,Gehalt', also die ,Objekte', die die Menschen bezogen auf ihre ,willkürliche Aufmerksamkeit' (Kandel) als adressierbare ,Richtungen' (Schmitz) bzw. als ,kulturelle Güter' (Löw) angeboten bekommen. An diese ,Objekte' und ihre Relationen zueinander kann ein Mensch sich richten und diese in einen mehr oder weniger plausiblen und reichen Zusammenhang für sich bringen. Mit Martina Löw gesagt, er ,synthetisiert' daraus (s)ein Raumverständnis - nämlich das Verständnis der durch die ,Objekte' entstehenden ,Denkwelt' und gewinnt Anhaltspunkte für gedankliche Aktionen im synthetisierten Denkraum.“

(Girmes 2012: S.182)

 

Abbildung zeigt den Gestalt in der 9er Welt
Die Gestalt in der 9er Welt nach Renate Girmes

Für die Settingdimension Gestalt gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen. Grundlegend bezeichnet die Gestalt einen Raum. Laut Hermann Schmitz gibt es vier Räume. Der Weiteraum, auch als Atmosphäre bezeichnet, beschreibt die Stimmung, den Klang und den Geruch des Raumes. Also, Dinge, die unsere menschlichen Sinne reizen. Der Sozialraum oder auch das Sozialklima bezieht sich auf menschliche Gefühle und die Gestimmtheit. Ein Raum kann in uns durch Erfahrungen oder Ereignisse eine Wirkung haben, die sich auf unser Gemüt wieder spiegelt.

Der Ortsraum ist der reale Ort, ein Raum, der durch Abmessung und Begrenzung genau definiert ist. Diese Begrenzung können unsere Wände sein, aber auch Decke und Boden. Der vierte Raum ist der Richtungsraum. Er richtet den Blick auf mögliche Tätigkeiten im Raum.

Auch in der 9er Welt nach Renate Girmes ist die Gestalt durch erkennen (Raumtheorie) – herstellen (Raumerforschung) – urteilen (Gestaltbarkeit) beschrieben.

Den Zustand eines Raumes, also der Gestalt, definierte Martina Löw anhand der Ausstattung, der Wahrnehmungsweise und der Nutzungspraxis. Zur Ausstattung gehören die kulturellen Güter. Ein Kulturgüter ist, zum Beispiel, ein Tisch. Je nach dem wie sie im Raum (hier: Ortsraum) angeordnet sind, bewirken sie eine andere Atmosphäre und ein anderes Sozialklima. Stehen die Tische in einer Runde, ist es eine gute Ausgangslage für eine Diskussion, denn alle Beteiligten sitzen beieinander und können auf Gestik und Sprache des Redners achten. Denn auch Menschen werden anhand Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Erinnerungsprozessen zu Räumen zusammengefasst (vgl. Löw 2001: S.159).


Die Gestalt lehrt uns, wie die Umgebung auf uns wirkt und uns erzieht und wie man den Raum für unsere (pädagogischen) Ziele einsetzen kann.

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